Studien



Ein Instrument zum Nachweis der Sensory Processing Sensitivity (SPS)

Das SPS-Screening entwickelte ich mit Unterstützung von Prof. Uwe Gieler, Prof. Eva Peters, dem Statistiker Sebastian Runge und 2397 Probanden zwischen 2016 und 2021 stufenweise. Das Ziel war die Schaffung eines ersten, für den klinischen Einsatz konzipierten Messinstrumentes zur Erfassung der Sensorischen Verarbeitungsempfindlichkeit. Der Test liegt aktuell in der 16 Items umfassenden Version vor und wurde erstmals als Teil der Erprobung im Rahmen der Studie Liffler P., Treuherz S, Fölster-Holst R., Gieler U. Peters E.M.J.: Ätiopathogenese der Atopie eingesetzt.

 

Die Messung erfolgt mittels 5-stufiger Likert-Skala mit den Ausprägungen "stimme gar nicht zu (1)" bis "stimme voll zu (5)". Der SPS-Screening-Test bildet die drei Hauptmerkmale der SPS ab:

 

  • M1: Empfindsamkeit, Empathie und Hilfsbereitschaft (Item 1, 2, 10, 15, 16)
  • M2: Emotionale Erregbarkeit und Empfindlichkeit gegen subtile Reize (Item 3, 4, 7, 9, 12)
  • M3: Erschöpfung, geringe Belastbarkeit und Erschöpfung (Item 5, 6, 8, 11, 13, 14)

 

Die Faktorenstruktur wurde mittels explorativer Faktorenanalyse aufgefunden und empirisch bestätigt. In Voruntersuchungen zeigt der SPS-Screening-Test eine hohe interne Konsistenz (Cronbachs Alpha M1 = 0.80, M2 = 0.82, M3 = 0.83), gute Itemtrennschärfe (0.48 < ITC < 0.75) und eine gute Kriteriumsvalidität (p < 0.001, R² = 0.26, AUC = 0.81). Objektivität und Augenscheinvalidität sind ebenso gegeben wie eine hohe Testökonomie.



Der Nachweis des Zusammenhangs zwischen Sensory Processing Sensitivity (SPS) und Atopie

Mit der Pilot-Studie Liffler P, Peters EMJ und Gieler U.: SPS und Atopie veröffentlichten wir 2018 Nachweise dafür, dass zwischen der Sensorischen Verarbeitungsempfindlichkeit (Sensory processing sensitivity, kurz SPS) – umgangssprachlich „Hochsensitivität“ – und der Atopie ein Zusammenhang besteht. Ursprünglich gingen wir davon aus, dass die erhöhte Responsivität der Mütter für die Entwicklung der atopischen Dermatitis verantwortlich ist. Im Rahmen eines Reviews wurde die Durchführung weiterer Untersuchungen an größeren Kohorten empfohlen.



Die Abhängigkeit der Krankheiten von der Höhe der Sensory Processing Sensitivity (SPS)

2020 führte ich mit Treuherz S, Fölster-Holst R., Gieler U. und Peters E.M.J. die Studie zur Ätiopathogenese der Atopie durch.

 

Hypothese: Wir gingen davon aus, dass sensible Menschen Umweltentwicklungen früher und intensiver wahrnehmen und dass sich nach dem Prinzip der Allostase die beteiligten Organe (z.B. hypothalamo-hypophysäre Nebenrindenachse, Zytokine, Katecholamine) früher als andere ständig an die zu regulierenden Bedingungen anpassen. Das Risiko besteht darin, dass sich der Organismus der sensiblen Persönlichkeiten durch das anhaltend hohe Tempo der Veränderungen erschöpft (allostatische Überlastung), was letztendlich zu psychischen Störungen und atopischen Krankheiten führen muss.

 

Methodik: Untersucht wurden 305 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Probanden. 175 (57 %) litten unter einer der Erkrankungen des atopischen Formenkreises, davon hatten 71 (40,6 %) zusätzlich Angststörungen, Depressionen und Erschöpfungszustände. Aber auch 41 (31,3 %) der 131 nicht atopisch veranlagten Probanden litten unter diesen Störungen.

 

Ergebnisse: Die logistische Regressionsanalyse zeigte den Einfluss der SPS. Das Risiko des Vorhandenseins atopischer Krankheiten und psychischer Störungen hing signifikant von der Höhe der OR ab, wobei psychische Störungen signifikant*** höhere SPS- und OR-Niveaus zeigten als atopische Erkrankungen.

 

Diskussion: Die Abhängigkeit der Erkrankungen von der Höhe der SPS zeigte, dass es sich nicht, wie bisher angenommen, um stress-, sondern um SPS-assoziierte Krankheiten handelt. Diese Sichtweise hat in der Forschung eine weit zurückreichende Tradition. Selye, der Entdecker des Allgemeinen Anpassungssyndroms, hielt es für möglich, dass sich Stressreaktionen auch ohne Distress entwickeln. Für Wittchen, den ehemaligen Direktor des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU Dresden, "ist die Art von Stress weniger für die Auslösung der Stressreaktion verantwortlich als der individuell unterschiedliche Verarbeitungs- und Bewertungsprozess und der Anpassungsaufwand. Verwundbarkeit (Empfindlichkeit oder 'Dünnhäutigkeit') kann zum Auftreten einer Psychose in Kombination mit stressbehafteten lebensgeschichtlichen Prozessen, situativ-sozialem oder körperlich-hormonellem Stress."

 

Logistische Regressionsanalyse: Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Erkrankungen des atopischen Formenkreises und psychischen Störungen infolge der SPS

 

Ich reichte das Manuskript auf Wunsch von Herrn Prof. Gieler und Frau Professor Peters, beide von der Universitäts-Hautklinik Gießen, sowie Frau Prof. Fölster-Holst (Universitäts-Hautklinik Kiel), beim Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur Veröffentlichung ein. Nach 2 Tagen erhielt ich die Nachricht, dass eine Veröffentlichung aufgrund des hohen Aufkommens von Arbeiten in absehbarer Zeit nicht möglich sei. Daraufhin veröffentlichte ich die Ergebnisse im Internet und in dem Buch Sensible Seele - Sensibler Körper.



Untersuchung der Sensory Processing Sensitivity (SPS) bei Patienten in stationärer Behandlung

2022 untersuchten ich, Schmidt A., Runge S., Herold S., Jahn H., Gieler U., Peters E.M.J. die Sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit bei stationär behandelten Patienten mit affektiven Störungen und entzündlichen Hautkrankheiten. Diese Erhebung musste aufgrund personeller Engpässe an den beteiligten Kliniken abgebrochen werden. Die Erhebung ergab bei 96 % der 47 Patienten mit affektiven Störingen und bei 98 % der 50 Patienten mit entzündlichen Hautkrankheiten signifikant erhöhte SPS-Werte.



Wirksamkeitsnachweis der Systemischen Hyposensibilisierung  (SHS) im Rahmen einer Online-SHS

Die Verlaufsbeobachtung bei Eltern neurodermitiskrankter Kinder, die zwischen Januar und Dezember 2023 an einer Online-Video-Sprechstunde "Systemische Hyposensibilisierung" teilgenommen haben, führte bei den schwerstkranken Teilnehmern innerhalb von 6 Monaten zum völligen Verzicht auf Vermeidungsverhalten und Medikamente sowie zur nahezu vollständigen Heilung. Entscheidend war die Unterscheidung zwischen primär sensitiv veranlagten Betroffenen und primär atopisch veranlagten. Bei Ersteren war eine nachhaltige Besserung oder Heilung vorhersagbar. Die Namen in der folgenden Tabelle wurden geändert.

 

Fallbeispiel



Die Spezifische Immuntherapie von Säuglingen und Kleinstkindern

Zwischen 1995 und 2015 entwickelte ich mit Unterstützung von Laborärzten der Firma Hal Allergy, Düsseldorf, und der Apothekerin E. Hackmann in Petersdorf auf Fehmarn die stufenweise Spezifische Immuntherapie für Säuglinge und Kleinstkinder. Dabei wird das Allergen auf eine 0,001 %-ige Lösung verdünnt und dann in 4-wöchigen Abständen, beginnend mit einem Tropfen und bis auf 5 Tropfen steigernd, in 22 Stufen sublingual (unter die Zunge) verabreicht. Dabei zeigte sich, dass Kinder im Alter bis zu 2,5 Jahren am erfolgreichsten behandelt werden konnten. Selbst Kinder mit hochgradigen, polyvalenten Allergien waren innerhalb von 24 Monaten gesund. Während dieser Behandlungen kam es in keinem einzigen Fall zu unerwünschten Nebenwirkungen oder Komplikationen. Dieses Verfahren habe ich, mit entsprechenden Fallbeschreibungen belegt, erstmals 2018 in dem Buch "Der Allergie-Code" publiziert. Meine Bemühungen um eine Studie in Zusammenarbeit mit Alleropharm, Hamburg, scheiterten wegen der Kosten, die sich im mehrfachen Millionenhöhe bewegt hätten.