Die Haut und ihre Atopie

Die Haut ist der Spiegel der Seele

Zahlreiche Metaphern wie "vor Scham erröten" und "Schreckensbleiche" sprechen für diesen Zusammenhang. Auch biologisch betrachtet ist diese Verbindung nachweisbar. In der Natur finden wir alle Entwicklungsstufen dieser Verwandtschaft, in der ursprünglichsten Form beim Einzeller. Dessen Hülle ist wie die Haut des Menschen ein Multifunktionsorgan. Sie ist an allen lebenserhaltenden Vorgängen beteiligt. Der Unterschied besteht darin, dass die Membran des Einzellers sein Nervensystem ist und sogar Kontroll- und Steuerungsfunktionen hat. Die Haut des Menschen besitzt zwar noch die Eigenregulationsfähigkeit und ist auch als Sinnesorgan an der sensorischen Wahrnehmung des Gehirns beteiligt, unterliegt jedoch der Steuerung und Anpassung durch das zentrale Nervensystem.

 

Der Einzeller

 

 

Die Atopie

Der Begriff Atopie wurde 1921 aus dem altgriechischem Wort "atopia" (Ortlosigkeit) hergeleitet. Er sollte die zeitliche und örtliche Unvorhersehbarkeit der allergischen Krankheiten beschreiben.

 

Der Nachweis des Zusammenhangs zwischen der Sensorischen Verarbeitungs-empfindlichkeit (Sensory Processing Sensitivity - SPS) und der Atopie lässt sie in einem völlig neuen Licht erscheinen [2]. Aufgrund der Verwandtschaft der Haut mit dem Nervensystem, beide entstammen entwicklungsgeschichtlich dem 3. Keimblatt (Ektoderm), überträgt sich jede Erregung innerhalb von Millisekunden unbewusst vom Zwischenhirn auf die Haut und äußert sich dort beispielsweise durch Juckreiz. In Phasen der Ausgeglichenheit und Zufriedenheit verschwindet die Überempfindlichkeit – und mit ihr der Juckreiz.

 

Die Haut – ein Wunderwerk der Natur

Die Oberhaut (Epidermis)

Die Oberhaut hat vor allem Barriere- und Schutzfunktionen. Sie ist dicht mit Bakterien und Pilzen besiedelt, die einen natürlichen Bestandteil der Hautoberfläche darstellen und als Hautflora bezeichnet werden. Die Symbiose mit diesen Keimen schützt nicht nur die Haut selbst, sondern den Gesamtorganismus vor der Invasion durch krankmachende Keime. Außerdem bietet die oberste Schicht auch Schutz vor UV-Strahlung durch die Pigmentbildung. Die Oberhaut atmet Sauerstoff und gibt Kohlendioxid und Stickstoff ab. Zur Regulation des Flüssigkeitshaushaltes kann Wasser aufgenommen oder durch den Schweiß abgegeben werden. Sie dient auch als Transportmedium für Salze, Nahrungsstoffe oder zur Abgabe von Ausscheidungsprodukten.

 

Die Lederhaut (Cutis)

Die Lederhaut als zweite Schicht der Haut enthält Kollagen- und Elastinfasern für die Dehnbarkeit und Elastizität der Haut. Rezeptoren und Nervenenden verleihen der Haut Sensibilität. Blutgefäße und Schweißdrüsen sorgen für die Temperaturregulierung. Die Cutis beherbergt einen wesentlichen Teil des Immunsystems. Hier läuft auch die sogenannte IgE-vermittelte allergische Reaktion ab. Bei wiederholtem Kontakt mit einem Antigen wird Histamin ausgeschüttet und die gesamte Umgebung in einen „Alarmzustand“ (Rötung) versetzt. Das feindliche Allergen wird gestellt und von Fresszellen verzehrt.

 

Die Unterhaut (Subcutis)

Die Unterhaut besteht im Wesentlichen aus dem Unterhautfettgewebe, einer Isolatorschicht, die Unterkühlung verhindert.

 

Zusammenfassung

Die Haut ist ein Sinnesorgan; kein anderes Organ hat eine nähere verwandtschaftliche Beziehung zum Nervensystem als die Haut. Wie dieses entstammt sie entwicklungsgeschichtlich dem dritten Keimblatt, dem Ektoderm. Auch anhand der Dermatome bzw. der sogenannten „Headschen Zonen“, Hautarealen mit spezifischer Beziehung zum zentralen Nervensystem, wird der Zusammenhang deutlich. Die Übertragung der zentralnervösen Erregung auf diese Organe erfolgt also unmittelbar, auf dem kürzesten Weg. Die Haut reagiert aber nicht nur auf Informationen des zentralen Nervensystems, sondern ist mit ihrer Fähigkeit zu empfinden selbst ein Sinnesorgan. Die sensiblen Empfindungen der Haut und der Lagesinn sind Teil der Sinnesempfindungen.