Die 7 B´s des William Sears

In den Achtzigerjahren übertrugen der amerikanische Kinderarzt William Sears und dessen Frau Martha den Umgang der Naturvölker mit ihren Neugeborenen und Säuglingen auf die amerikanische Mittelschichtsfamilie. Abgesehen von der verstaubten Bindungstheorie des J. Bowlby aus dem Jahr 1969 entbehrte das Attachment Parenting jeder wissenschaftlichen Grundlage. Im Fokus stand der Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind. Merkmale dieser Erziehungsmethode sind bis heute die 7 B's: 1. Verbindung nach der Geburt (Birth bonding), 2. Stillen ad libitum (Breastfeeding), 3. Tragen (Babywearing), 4. Familienbett (Bedding close to baby), 5. Glaube an den Sprachwert von Babys Schrei (Belief in the language value of your baby’s cry), 6. Hüten Sie sich vor 'Baby-Trainern' (Beware of baby trainers), 7. Ausgeglichenheit (Balance).

 

Millionen junger Eltern identifizierten sich mit Sears' Visionen. Das Attachment Parenting löste einen Hype aus, der die gesamte westliche Welt erfassen sollte. Das Problem bestand in der Ideologisierung und der Kommerzialisierung dieser Lebensweise, was sich in einer unkritischen, geradezu militanten Verbreitung der Searsschen Empfehlungen führte. Eine Flut von Ratgebern und Büchern vermengte Sears' gut gemeinte Empfehlungen mit Esoterik, Mineralientherapie, Spurenelementen, Bioresonanztherapie, ätherischen Ölen, Pendeln, Kinesiologie, Globuli, Babymassage- und Trageberatungskursen, veganer Säuglingsernährung und der Warnung vor Impfungen. Ein Heer von Ärzten, Therapeuten und ganze Kliniken stellten sich auf die Bedürfnisse dieses Klientels ein. Es entwickelte sich eine Parallelmedizin, in der die Homöopathie und die anthroposophische Medizin sowie komplementärmedizinische Verfahren alles andere zur Nebensache erklärten. Die „Schulmedizin“ gilt seither als dekadent.