Ein kurzgefasstes Konzept der Systemischen Hyposensibilisierung des neurodermitiskranken Kindes

Die Eltern neurodermitiskranker Kinder

In der Regel ist mindestens ein Elternteil sensitiv und/oder atopisch veranlagt. Sensitive Persönlichkeiten haben abhängig von den SPS-Werten  typische Stärken aber auch charakteristische Schwächen: 

 

Stärken: Empfindsamkeit, Mitgefühl, Fürsorglichkeit, soziales und künstlerisches Talent

Schwächen: Unsicherheit, Zweifel, Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit, emotionale Überwältigung, verringerte Belastbarkeit, Erschöpfung, Passivität, Abhängigkeit

 

Es handelt es sich um eine angelegte Veranlagung zur erhöhten sensorischen Verarbeitungsempfindlichkeit (Synonym: Sensitivität, Hochsensitivität). Sie beruht auf der Überempfindlichkeit eines definierten Teils des Gehirns, die entweder familiär angelegt oder erworben wurde. Diese individuell ausgeprägte organische Veränderung führt dazu, dass harmlose Vorgänge und unschädliche Substanzen als Stress wahrgenommen werden und zu unnötigen Anpassungsreaktionen des Vegetativen Nervensystems führen. Diese fortwährenden unnötigen Anpassungen verzehren große Mengen an Energie und führen zur eingeschränkten Belastbarkeit, zur Erschöpfung, zu psychischen Störungen und Krankheiten.

 

Diese Persönlichkeiten sind a priori nicht krank und können lebenslang zufrieden und erfolgreich leben. Wenn sich ihre Lebensumstände und -gewohnheiten ändern und sie sich erhöhten Anforderung ausgesetzt sehen, besteht das akute Risiko der Überforderung und Überreizung.

Eine Schwangerschaft führt auch bei der gesunden Frau zur erhöhten Sensibilität und kann Gefühle der Unzulänglichkeit, Angst und  u. U. zu einer Depression führen. Bei einer primär sensitiven Frau steigert sich die ohnehin erhöhte Sensitivität erheblich. Wenn sich atopisch und / oder sensitiv veranlagte Eltern für ein Kind entscheiden.  führt das zu langanhaltenden Veränderungen und erhöhten Anforderungen. 

 

Das sind die Voraussetzungen, die bei sensitiven Persönlichkeiten zwar individuell im unterschiedlichen Maß, grundsätzlich aber immer zur Überforderung führen. Um diese Gefühle zu kompensieren, steigern diese Eltern, mehrheitlich die Mütter, ihre ohnehin erhöhte Fürsorglichkeit zur Überfürsorglichkeit und übertragen ihre Unsicherheit und ihre Ängste unbewusst auf das Kind. Wenn beim Kind die familiäre Sensitivität angelegt ist, potenzieren sich die Konflikte.

Die Eltern setzen sich nicht nur selbst unter Druck, sondern auch Ärzte und Therapeuten. Sie veranlassen damit unbewusst die medizinische Überversorgung. 

 

Wenn den Eltern irgendwann diese Behandlungsweise unangemessen erscheint, wenden sie sich meistens an Heilpraktiker oder alternativ praktizierende  Ärzte. Jetzt droht die medizinische Unterversorgung. Wichtige Untersuchungen, z. B. auf Allergien unterbleiben. Dagegen werden Pseudoursachen aufwendig behandelt. Diese Familien geraten in einen circulus vitiosus. Diese Prozesse ziehen sich so in die Länge, dass sich die Krankheit weiterentwickelt und selbst die Rückkehr zur „schulmedizinischen Behandlung“ nicht zur Besserung führt. Das ist die typische Situation, mit der ich konfrontiert werde.

Was versteht man unter der Systemischen Hyposensibilisierung?

  • Die Aufklärung über die zugrundeliegenden Zusammenhänge
  • Die Aufforderung zum entsprechenden Umdenken und 
  • den Hinweis auf die Verantwortung gegenüber sich selbst oder dem Kind, die Dir niemand abnehmen kann. Du musst Dich selbst ändern.
  • Ich kann Dir nur sagen, wohin die Reise gehen muss, damit es Dir und dem Kind besser geht, umsetzen musst Du das selbst.
  • Dabei ist Dein Verständnis, Deine Motivation und Deine Initiative entscheidend, ich kann Dir immer nur die Ziele vorgeben, den Weg musst Du allein gehen und selbst  äußern, wie es Dir geht. Ich kann das Ergebnis Deiner Bemühungen nicht kontrollieren. 
  • Ich kann Dich immer nur anhalten, Dich aktiv mit Dir selbst auseinandersetzen und nach Wegen und Lösungen suchen.
  • Das Problem besteht darin, dass sensitive Persönlichkeiten dazu neigen, diese Verantwortung abzugeben und sich lieber in Abhängigkeiten von Helfern begeben. Die Passivität, das bloße Abwarten, was Dritte empfehlen oder wie sie therapieren, behindert jeden Fortschritt in der SHS.

Was sollten die nicht sensitiv oder nicht atopisch veranlagten Partner wissen und wie sollen sie sich verhalten?

  • Diese Partner können nicht fühlen, was im sensitiven Partner geschieht, sollten es aber aufgrund der mündlichen und schriftlichen Aufklärung wissen, zumindest ahnen.
  • Sie sollten wissen, dass es sich nicht um eine natürliche Krankheit handelt, die man irgendwie therapieren kann.
  • Diesen Zustand kann die Betroffen nur selbst beeinflussen.  Jedes Drängen des Partners ist kontraproduktiv. 
  • In der SHS werden die aktiven Bemühungen und die Ideen und Äußerungen der Betroffenen moderiert. Nicht atopisch veranlagte und normal sensitiver Partner nehmen an diesen Sitzungen nicht teil.

Das neurodermitiskranke Kind

  • Weder an der atopischen Veranlagung des Kindes noch an seiner Sensitivität kann ich selbst etwas ändern. 
  • Das Schicksal des Kindes hängt allein von den Eltern, insbesondere der Mutter ab. Die Beratung und Behandlung der sensitiven Eltern ist insofern der Schwerpunkt der Behandlung.
  • Die Krankheitssymptome des Kindes müssen immer bedarfsgerecht behandelt werden. Die Eigenregulationsfähigkeit sollte gefördert werden.
  • Nachgewiesene IgE-vermittelte Allergien werden hyposensibilisiert.